Geschichtsstunde


In Pariser Strassen tragen brave Bürger Köpfe aufgespiesst,
doch nicht mehr lange, und die Revolution auch ihre Kinder frisst.
Deutscher Michel, aus dem Schlaf gerissen,
wirst du deine Ruhe bald vermissen,
wenn Napoleon über halb Europa Frankreichs Trikolore hisst!


Austerlitz, Jena, Auerstedt: der Korse siegte Streich auf Streich;
der Kaiser ging, das war das Ende vom Heil'gen Römischen Reich.
Auch Weimar bekam Besuch von den Franzosen,
doch brachten sie Christianen keine Rosen:
Wollt meinem Wolfgang ihr ein Leid antun, nur über meine Leich'!


Ein neues Jahrhundert, doch alt die Ordnung in deutschen Landen,
und freie Geister schnell sich im Kerker wiederfanden.
Bei Biedermeiers trank man Tee bei Kerzenlicht,
Hoffmanns Olympia keinem Mann das Herze bricht;
auf Opernbühnen flinke Mädchenhände Jungfernkränze wanden.


Trügerische Ruh', die anhielt bis zur nächsten Revolution,
die brachte ins Wanken gar des Preussenkönigs Thron!
Bald hiess es: Ein Gespenst geht um,
der Mensch soll aufrecht geh'n, nicht krumm!
Es kam anders: Untertanen buckeln vor des neuen Kaisers Kron'.


Säbelrasseln und Kanonendonner, zu hören im ganzen Land,
Nach Paris den Erbfeind besiegen, das Gewehr in der Hand!
In Sedan gefangen, so verlor Napoleon
den Kampf und damit auch den Thron;
der Kanzler hoch verehrt, ein Hering wurde gar nach ihm benannt.